Suchst du auch schon mal Worte ohne wirklich sprachlos zu sein?
Bei cross#roads sind wir ganz oft auf der Suche nach guten Titeln oder Worten.
Und manchmal entstehen dadurch Lieblingsworte.

Als Kind habe ich diesen Film gesehen und das Wort richtig auswendig gelernt:

Als Jugendliche habe ich noch mal ein Wort auswendig gelernt, um einen Song richtig singen zu können:

Lysergsäurediäthylamid – welches im Song Cocaine vorkam.
Heute mag ich eher Ruhrpott-Wörter: Tralafitti, Pittchen, Knifte, …
Und mit jedem Wort verbindet sich sofort eine Geschichte.

Hast du Lieblingswörter? Und hängen an ihnen auch Geschichten?

Auch dienstlich hatten wir hier mal einen echten Glücksgriff. Für eine Veranstaltung suchten wir Begriffe, die etwas über Talente aussagten und kamen auf den Begriff Hoffnungsflüsterer und Sternenpflückerin. Die Worte gibt es nicht. Aber wir waren uns alle einig, dass wir wissen, was die Worte meinen und dass es gute Worte sind.
Heute wünschen wir uns mehr von so schönen erfundenen Worten, die eine Aussage haben. Hast du eins? Magst du uns das schenken? 😉

Worte sind wichtig. Obwohl es nur aneinandergereihte Buchstaben sind, können sie verletzen, heilen, aufrichten, zu Tränen rühren, trösten und vieles mehr.
Wie wichtig das Wort ist, wird durch die ersten Worte im Johannesevangelium klar:
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ (Joh, 1,1)

Und so begleite uns heute das Wort,
das gesagte, das gedachte oder auch das gemeinte.
Herr, segne uns und unsere Sprache.
Lass uns dein Wort in unsere Mitte stellen
und uns stets versuchen dich,
wie auch unsere Mitmenschen zu verstehen.
Amen.

52 Wochen – 52 Neuanfänge

Womit füllst du sie aus?

Ich habe zu Weihnachten einen ganzen Stapel Umschläge bekommen – 52, um genau zu sein.
Impulszitate und 5 Wörter – jeder Umschlag für sich ist eine kleine Überraschung. Mal verrät der Umschlag schon ganz viel, mal muss ich wohl abwarten, bis er dran ist. Ich werde sie immer am Sonntagabend öffnen. Für jede Woche im neuen Jahr ein kleiner Neuanfang mit kleinen Impulsen, Ideengebern und Antriebsfedern, um jede Woche mit neuen Gedanken oder anderen Gesprächsthemen zu füllen. Ich bin gespannt was mich erwartet.

Genauso gespannt bin ich auch auf das neue Jahr, das neue Jahrzehnt, das gerade angebrochen ist. Zwei Tage sind die neuen 20er alt und haben bereits Last aus der Vergangenheit zu tragen. Konflikte, die noch andauern, Flüchtlinge, die immer noch nicht angenommen werden, Umweltkatastrophen, die Menschen ihr Zuhause nehmen. All das können wir nicht im letzten Jahr zurücklassen. Wir müssen uns weiterhin darum kümmern. Schade, dass wir keinen Reset machen können, um in diesen Krisen alles nochmal zurückdrehen und sie mit unserem Zukunftswissen verhindern können.

Das geht im Großen möglicherweise nicht. Aber vielleicht ja im Kleinen für jeden individuell.
Jeder und jede von uns trägt den einen oder anderen kleinen Konflikt mit sich herum. Wenn wir genau dort anfangen und das neue Jahr damit beginnen, mindestens einen dieser kleinen Konflikte zu lösen, kann dies sicherlich ein wunderbarer Antrieb sein, um voller Tatendrang in das neue Jahrzehnt zu starten.

Ich fange gleich damit an!

Es heißt nämlich: Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor falscher Rede. Er meide das Böse und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach. (1. Petrus 3, 10-11)

 

Herr,
danke dir, dass du mich im letzten Jahr begleitet hast.
Sei du auch im beginnenden neuen Jahrzehnt bei mir und gib mir die Motivation und die Kraft,
Chancen zu ergreifen, mögliche neue Wege einzuschlagen.

Lass mich aber auch im Neubeginn daran festhalten,
was mir Freude bereitet hat und wer an meiner Seite war.
Amen

 

Lasst uns das Jahr mit einem Neuanfang starten.

 

“Reden ist Silber, Schweigen ist Gold” – heißt es in einem Sprichwort.

Ich finde, das ist Quatsch.
Klar, es ist cool, wenn man Menschen hat, mit denen man auch gut schweigen kann und es nicht peinlich wird, wenn man schweigt.

Andererseits kann Schweigen aber auch der Abbruch von Beziehung sein.
Mir ging es letztens mit einem Freund so. Eigentlich treffen wir uns regelmäßig und quatschen stundenlang oder schweigen auch mal miteinander. Und plötzlich hörte das auf.
Auf Anfragen aller Art, sowohl per Textnachricht, wie per Telefon kam keine Rückmeldung. Und irgendwann hat man ja auch seinen Stolz und mag nicht mehr fragen.

Meine Gedanken fuhren Karussell. Hatte ich was falsch gemacht? War etwas passiert?
Eine kleine Info darüber, was gerade los gewesen war, hätte mich möglicherweise weiterhin ruhig schlafen lassen.
Für mich zählt nämlich eher ein anderes Sprichwort: „Nur redenden Menschen kann geholfen werden.“

Zachäus, der Mann von Elisabet, wurde sogar mit Nicht-mehr-reden-können von Gott bestraft, weil er dem Engel, der die Schwangerschaft seiner schon etwas älteren Frau ankündigte, nicht glauben wollte. Erst wenn sich die Vorhersage des Engels erfüllte, sollte er wieder reden können.
(Luk 1, 1-20)

Herr,
manchmal ist mir in meinem Leben nicht nach reden.
Hilf mir,
dass ich andere Menschen nicht mit meinem Schweigen verletze
oder ich gar eine Beziehung mit Schweigen belaste
oder gar beende.
Schenke mir das Vertrauen,
dass reden auch helfen kann,
und lass mich dann die richtigen Worte finden.
Amen.

Die U-Bahn Anzeige springt fröhlich von “1 Minute” auf “3 Minuten”, auf “Sofort” und wieder zurück.
Warten auf die Bahn.

“Warum fährt der Zug denn nicht los, obwohl er nun mittlerweile Verspätung hat?”
Warten auf die Bahn.

Das Warten bin ich mittlerweile gewohnt. Irgendein Zug, eine U-Bahn oder ein Bus kommt ja meistens zu spät oder fällt aus. Manchmal, wie heute, fällt den Schaffnern nicht einmal auf, dass der Zug Verspätung hat und sie sind ganz überrascht, dass Fahrgäste sie darauf ansprechen. Sie können daran ja auch nicht viel ändern und müssen auch warten, auf Informationen und ob es weitergeht. Ganz schön frustrierend, denke ich mir, besonders, wenn die Fahrgäste ihren Unmut an ihnen auslassen, obwohl sie auch nur Informationen weitergeben können. Diese Mitfahrer machen das Abwarten tatsächlich zur Geduldsprobe.

Dabei kann eine solche Wartezeit doch auch besonders sein. Beim gemeinsamen Warten auf den verspäteten Zug entstehen doch die interessantesten Gespräche, die beeindruckendsten Begegnungen, viel mehr als an Tagen, an denen alles glatt läuft. Man sitzt in einem Boot und kann sowieso nichts ändern, da sollte man doch viel besser gemeinsam die unverhofft gewonnene Freizeit auskosten.
Mit etwas Gelassenheit kann das Warten da auch schon einmal zum kleinen Geschenk im Alltag werden.

Mit etwas Gelassenheit stehen wir auch dem Warten auf Weihnachten, der Geburt Jesus gegenüber. Diese Zeit des Wartens wird häufig sogar richtig zelebriert. Da wird Licht ins Dunkel gebracht, Adventskränze werden aufgestellt, die Wohnung wird festlich geschmückt, Adventskalender ziehen in die Häuser ein. Und Tag für Tag rücken wir näher an diese geheimnisvollen Stunden heran. Voller Vorfreude warten wir, mal ungeduldig, mal gelassen, aber immer ganz anders als im sonst so stressigen Alltag.

Auch Maria und Elisabeth begingen das Warten auf Johannes Geburt voller Vorfreude in dem Wissen, dass sie beide auserwählt wurden. Selbst der ungeborene Johannes stimmt in die Vorfreude mit ein, als Maria bei Elisabeth eintrifft. Er hüpfte im Mutterleib vor Freude (LK 1,39-45).

Herr,
das Warten auf Weihnachten fällt mir so leicht, ich genieße es sehr und spüre die Vorfreude,
gib mir auch in meinem Alltag die Gelassenheit Wartezeiten auszukosten, sie anzunehmen, wenn ich es nicht beschleunigen kann und mich weniger darüber zu ärgern.

Amen

Auf manches lohnt es sich auch zu warten, wie die Wise Guys so schön singen.

“Dreh den Nebel um – dann steht da das Leben“

Fabian Römer

 

Kaum hatte ich mich für das heutige Thema entschieden waren plötzlich überall

Perspektivwechsel


An der einen Stelle wurde darüber geschrieben, an der anderen gab es den Hashtag #perspektivwechsel bei Instagram. Vielleicht ist es ein Auflehnen gegen den November, der nasskalt und trüb die glücklichen Gedanken frisst, dass so viele Menschen die Perspektive ändern lässt, sie anders auf die tristen Seiten des Lebens oder den ganz normalen Alltag blicken lässt.
Möglicherweise haben diese Menschen aber auch erfahren, dass sehr vieles auch eine positive Seite hat, und sei sie noch so klein.

Das kalte regnerische Wetter draußen, kann sicherlich die Stimmung vermiesen. Aber was ist denn eine bessere Einladung dazu, sich mit einer heißen Schokolade als Seelenwärmer auf der Couch einzukuscheln, als ungemütliches Wetter.
Über die herabfallenden Herbstblätter, auf denen man gerade ausgerutscht ist, kann man sich selbstverständlich ärgern. Das Kind in uns möchte sie jedoch sicherlich viel lieber aufwirbeln und wie herbstlich buntes Konfetti durch die Luft flattern sehen, um sich daran zu erfreuen.
Die Kälte erinnert mich wieder täglich, wie vielen Menschen es auch in Deutschland nicht so gut geht, wie mir, weil sie auf der Straße leben und Not leiden. Die Vielfalt an Angeboten und Hilfsaktionen, die Menschen auf die Beine stellen, zeigt mir aber auch, wie sehr Solidarität und Hilfsbereitschaft Teil unserer Gesellschaft ist – mal ganz klein und ein andermal ganz groß.

Vielleicht sind es die kleinen Begegnungen mit Gott, die uns dabei helfen können, dem Alltag mal mit einem anderen Blick zu begegnen. Zachäus, der Zöllner, scheint nach seiner Begegnung mit Jesus, für die er buchstäblich die Perspektive gewechselt hat, indem er auf einen Baum kletterte, einen anderen Blick auf seine bisherige finanzielle Situation werfen zu können. Statt immer weiter Reichtümer anzuhäufen, will er mit den Armen teilen. (Lk 19, 1-10)

Herr,

Meinungsverschiedenheiten, schlecht geschlafen,
viel zu viel zu tun – an manchen Tagen wirkt die Welt besonders trüb
und kalt und trist.
Vielleicht liegt es aber auch nur an meinem Blick auf die Dinge,
meiner Engstirnigkeit.
Hilf mir, wenn alles nur noch grau erscheint, die Perspektive zu wechseln.
Vielleicht begegnet mir in dem ganzen Grau ja noch ein herbstlich bunter Farbklecks.

Amen

Letztens hat mich ein Post zum Lachen gebracht:

Kurze Zeit später bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob dieser Spruch wirklich zum Lachen ist.
Mir geht es auch so, dass ich gerne viel über Leute wissen möchte, die ich neu kennen lerne. Aber auch bei Freunden ist es mir wichtig zu wissen, wie es ihnen geht und was in der nächsten Zeit so anliegt. Manchmal erwische ich mich auch in Kontaktpausen, die mir zu lang sind, dass ich die sozialen Medien nutze, um meinen Wissensdurst zu löschen.
Ist das noch Interesse? Oder fängt da eventuell schon Stalking an?

Genauso erging es mir mal mit einem Chef. Er fragte mich, wann ich was und wie viel arbeitete. Anfangs hatte ich den Verdacht, er wolle mich kontrollieren, doch es stellte sich heraus, dass er seiner Fürsorgepflicht nachkam, weil er befürchtete, dass ich zu viel arbeitete und zu wenig Pausen machte.

So ist es mit Gesetzen und Regeln. Oft kann man sie für den Menschen nutzen, aber es ist auch immer möglich, sie gegen Menschen zu verwenden.
Eins der 10 Gebote heißt „Du sollst den Sabbat heiligen.“ Als Jesus einen Gelähmten am Sabbat heilte und ihn aufforderte, seine Liege zu nehmen und zu gehen, bekam erst der Geheilte Ärger von Gläubigen, weil das Liegetragen an einem Sabbat nicht erlaubt war. Auch Jesus feindeten sie später an, weil er an einem Sabbat einen Menschen heilte und arbeiten am Sabbat verboten war. (Joh 5, 1-18)

Worum ging es den Gläubigen? Hatten Sie Interesse am Geschehen oder am Wirken Jesus, oder ging es ihnen um Kontrolle und Macht?

Herr,
Interesse an mir und meinem Leben
ist ein Geschenk.
Geschenke kann man annehmen oder ablehnen,
Lass mich erkennen,
welche Geschenk ich annehmen möchte
und den Mut haben andere abzulehnen.
Hilf mir,
dass auch ich meinem Mitmenschen
Interesse schenke
und mit möglicher Ablehnung gut umgehe.
Amen.

Unzählige Erinnerungen schlummern in tausenden von Fotos, verpackt digital in 80 GB an Daten und analog in beinahe zwei Wäschekörben bei mir. Sie alle halten Erlebnisse fest, die bereits vergangen sind. Fangen etwas von der Freude, von dem Strahlen, von der Traurigkeit, dem Gefühl des einen Moments ein – für später konserviert, um daran zu erinnern.

Manchmal hole ich sie hervor und bin wieder da an dem Ort, zu der Zeit, mit den Menschen. Manches davon verblasst, andere Details glasklar. Für die schönsten Momente, die einprägsamsten Erlebnisse brauche ich gar kein Foto. Die Erinnerungen bleiben. Meine Augen und Ohren, meine Nase und all meine Sinne haben die schönsten Momente einfach festgehalten und erinnern sich. Obwohl es davon keine Fotos gibt, sehe ich mich wieder vor mir,

wie ich vor lauter Aufregung darüber, eine Zusage für meinen ersten Job bekommen zu haben, gar nicht mehr weiß, wohin mit meiner Energie, wohin mit meiner Freude. Strahlend laufe ich Runde um Runde, während ich davon erzähle.

wie die Sonne in der Ferne langsam untergeht, während wir vom Flughafen in die Stadt, die niemals schläft fahren, beeindruckt von den unzähligen Lichtern, der Betriebsamkeit zu so später Stunde und einem ganz bestimmten Lied im Radio.

wie wir beide bis in die Dunkelheit hinein am Wasser sitzen, bei unseren Gesprächen immer mehr Gemeinsamkeiten entdecken und nicht möchten, dass dieser Abend vorbeigeht.

Von vielen dieser kleinen Momente gibt es keine Fotos, nichts, was ich anderen zeigen kann, aber sie sind doch noch da. Auf eine Art und Weise, an die nur ich mich erinnere, von der nur ich erzählen kann.

Mit dem Verlust der Menschen, die sich erinnern, verblassen Stück für Stück auch so manche Erinnerungen – verblassen die Geschichten, die Fotos. Einige Bilder aus unseren Fotobergen zeigen Menschen, die wir nicht mehr erkennen oder deren Namen wir nur noch vage wissen. Es kann aber niemand mehr berichten, wie diese Personen tatsächlich aussahen, was sie erlebt haben, wie sie waren.
Mit jeder verlorenen Erinnerung stirbt also auch immer etwas mehr von den Menschen, die uns begleitet haben. Im Disney-Film Coco verblasst die Erinnerung an einen geliebten Verstorbenen so stark, dass er droht, sich vollkommen aufzulösen. Seine Seele kann daher am mexikanischen Dià de los Muertos, ein Volksfest zu Ehren der Toten, das rund um unser Allerheiligen begangen wird, beinahe nicht mehr zu seiner geliebten Familie zurückkehren.

Auch wenn wir von ihm keine Fotos, keine lebenden Erinnerungsträger mehr haben, an eine Person werden wir uns noch lange erinnern – Jesus. Seine Lebensgeschichte wurde uns über Jahrtausende überliefert. Petrus hat sich dies, wie er selbst schreibt, zur Aufgabe gemacht:

„Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an jene, die durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus den gleichen kostbaren Glauben erlangt haben wie wir. […] Ich will aber dafür sorgen, dass ihr euch auch nach meinem Tod jederzeit daran erinnern könnt. Denn wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe. Denn er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen, als eine Stimme von erhabener Herrlichkeit an ihn erging: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.“ (2. Petrus 1,1, 15-18)

Herr,
all meine Erlebnisse haben mich geformt,
auch die Geschichten meiner Vorfahren
haben mich zu der Person gemacht,
die ich heute bin.
Lass mich meine schönen Erinnerungen im Herzen bewahren,
fülle sie mit Leben und lass mich wieder
und wieder Freude an ihnen haben und sie teilen.
Lösche traurige Erinnerungen nicht aus,
aber hilf mir, mit ihnen umzugehen
und mache sie für mich erträglicher.
Hilf mir auch, das Andenken der vergangenen
Generationen mit ihren Geschichten weiterzutragen.

Amen

Kennst du das, dass du nach einer Verabschiedung nach einer guten Zeit für eine längere oder ungewisse Zeit plötzlich Herzschmerz hast?

Mich erwischte es ganz plötzlich auf der Autofahrt nach Hause.
Ich hatte mich mit einem guten Freund nach längerer Zeit endlich mal wieder getroffen und uns beiden war klar, dass dieses Treffen für die nächste Zeit auch das letzte sein würde, weil er eine längere dienstliche Reise aufgebrummt bekam.
Ich dachte, ich würde das locker wegstecken. Und dann saß ich da im Auto und mich überkam eine tiefe Traurigkeit und ein komisches Gefühl im Bauch.

 

Und plötzlich tauchten Bilder von Situationen auf, in denen dies früher auch schon so war:

  • Als meine beste Freundin und Nachbarin, die ich mein ganzes 6jähriges Leben lang kannte plötzlich in eine andere Stadt zog. Wir waren auf unsere Eltern angewiesen, wenn wir uns wiedersehen wollten.
  • Nach einer tollen 18tägigen Ferienfreizeit, in der ich supertolle Menschen kennengelernt hatte, lagen wir uns heulend an den Kleinbussen in den Armen. Denn diese Reise war einmalig und wer weiß, ob die Zukunft uns nochmal zusammenführen würde.
  • Als die Verliebtheit vorbei war und wir weitere 3 Monate nicht an einem Ort sein würden, um zu gucken, was von der Beziehung eine Chance haben könnte zu überleben.

 

Klar, habe ich alle Momente überlebt. Die Realität, die danach kam, war nicht immer schrecklich.
Aber in diesen Trennungsmomenten war ich erstmal untröstlich und habe auch länger als nur ein paar Stunden oder Tage gelitten.
Alles waren jedoch wirklich bedeutende Momente.

 

Vielleicht gibt es in unserem Leben ja so etwas wie kleine letzte Abendmahl-Momente.
Jesus saß mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl. Er hatte mit ihnen einen guten, aber nicht leichten Weg zurück gelegt. Er aß mit den Jüngern und wusste aber auch schon, was auf ihn zukommen würde: der Verrat von Judas, die Kreuzigung und die Auferstehung. Wobei er sich vermutlich nicht wirklich vorstellen konnte, was da auf ihn zukommt. (Lukas 22, 14ff)

Liebender Gott,
manchmal kann ich,
wenn ich im Tal der Tränen bin,
den Sinn nicht erkennen.
Schenke mir Vertrauen
auf dich und dass du einen Sinn siehst,
auf mich und dass ich auch diesmal stark genug bin,
die Situation zu überstehen
und auf die Menschen um mich,
dass ich auf ihre Hilfe vertraue
und sie auch annehme.
Amen.

„Schon wieder dieser Song!“, denke ich. Meine Schwester spielt ihn in diesem Urlaub dauernd. Genervt frage ich sie, ob es nicht langsam mal gut sei. „Warum sollte ich
einen anderen Song spielen“, sagt sie. „Es ist der beste Song auf der ganzen Welt!“

Hast du auch etwas, wovon die nicht genug bekommst? Etwas, was du immer wieder tun kannst?

Mir geht es so, dass ich schon seit Jahren immer mit dem gleichen Freund montags in die Kneipe gehe. Eine echt liebgewonnene Gewohnheit.
Nun macht die Kneipe montags Ruhetag. Eine Chance für was neues – sagen viele.
Für uns jedoch der Verlust von etwas Optimalem.

Manchmal muss man etwas hinter sich lassen, so wie der eine Sohn im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Er lässt sich von seinem Vater das Erbe auszahlen und zieht in die weite Welt. Nach dem sein Erbe verbraucht ist, er in schlechten Verhältnissen lebt, stellt er fest, wie gut es selbst die Arbeiter bei seinem Vater haben. So kehrt er reumütig zu seinem Vater zurück, der ihm freudig wieder aufnimmt. (Lukas 15, 11-32)

Jetzt könnte man sagen: „Oh Mann, wie blöd war der denn, dass er das gute Zuhause überhaupt verlassen hat!“
Aber ist es nicht so, dass wir verpflichtet sind etwas zu verändern, etwas zu wagen, wenn wir in der jetzigen Situation zweifeln, ob es das Optimale ist?

 

Herr, gib mir den Mut und die Kraft,
Situationen zu verlassen,
mit denen ich nicht glücklich bin.
Lass mich erkennen,
wenn mir etwas wirklich Gutes begegnet und mich dann dankbar dafür sein.
Amen.

Letztens war ich auf einem Konzert in Köln. Ich hab die Karten geschenkt bekommen und mich wahnsinnig gefreut.

Nicht nur auf den Musiker selbst, sondern auch auf das ganze Konzert-Feeling. Mit hunderten fremden Menschen, die alle zu der gleichen Musik feiern, einen Moment zu teilen, ist ein ganz besonderes Erlebnis für mich. Man ist für zwei, drei Stunden in der gleichen Welt, singt und schreit und tanzt zu den gleichen Lieblingsliedern und geht danach wieder seiner Wege.

Aber wie schön ist es, dass man eben mal kurz zusammen das Leben feiern kann? Und gemeinsam die pure Dankbarkeit für den Moment zu fühlen? Mein Erlebnis zeigt mir: Gemeinschaft kann man überall sein und Verbundenheit kann man immer fühlen.

Und ich freue mich schon auf das nächste Konzert.

Plötzlich denke ich: „Das habe ich doch auch schon mal woanders gehört!“ Es dauerte einen Moment bis mir einfiel, wo es war. Eine Freundin erzählte mir davon, dass sie regelmäßig jedes Jahr nach Taizé fährt und dass es ein tolles Erlebnis ist, dort mit vielen Menschen zu beten, zu singen, zu zelten und zu essen.

Und könnte nicht auch ein Gottesdienst hier bei uns im Ruhrpott ein solches Erlebnis sein?

Kurz zusammen sein, Gemeinschaft erleben, sich verbunden fühlen!

Warum erlebe ich das in Kirche nicht, oder nur selten? Oder warum gehe ich nicht mal dorthin, um zu testen, ob ich das erleben könnte?

Kannst du dich erinnern, dass du dich mal auf einen Gottesdienst gefreut hast? Oder dass du nachher ganz begeistert anderen davon erzählt hast?

“Von allen Seiten kamen die Jünger zusammen, um Jesus zu berichten, was und wo sie vom Reich Gottes erzählt hatten. Jesus zog sich mit den Jüngern zurück. Das Volk folgte ihnen an den einsamen Ort. Sie redeten miteinander und vergaßen darüber die Zeit. Jesus versorgte die 5000 mit dem was vor Ort da war – 5 Brote und 2 Fische – und alle wurden satt. Übrig blieben 12 Körbe voller Brot.” (Luk 9, 10-17)

Herr,
ich danke dir für die schönen Momente in meinem Leben,
für die Menschen, die mir nah sind und die mich hoffentlich immer begleiten,
aber auch für die Menschen, die mir in einem kurzen Moment ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Lass mich immer wieder Verbundenheit fühlen können
Und hilf mir, dass ich ein Teil davon bin anderen Menschen gute Momente zu schenken.
Amen.