#betblog – “Tabus”
Früher habe ich gedacht, dass ein Tabu wirklich etwas ist, über das man nicht sprechen darf:
Sexualität, Geld, Familiengeheimnisse, etc. Dabei kann es auch sein, dass bestimmte soziale Gruppen ein Verbot als Tabu behandeln, damit eben nicht drüber gesprochen wird.
Dann habe ich gemerkt, dass ich manchmal auch über diese Themen mit anderen reden muss, um meine Gedanken/ meine Haltung zu überprüfen. Es tat mir gut, mit einem Freund über Geld zu reden. Er berät mich inzwischen bei meinen Finanzen und meine Haltung zum Geld hat sich etwas geändert.
Auch über Sexualität rede ich mit Herzensmenschen.
Bei Familiengeheimnissen wurde mir irgendwann klar, dass es natürlich Personen gibt, die ein Interesse daran haben, dass diese Geheimnisse in der Familie bleiben. Aber sind es meine Interessen?
Und irgendwann stellte ich fest, dass es viel mehr Tabus gibt als ich dachte.
Wer spricht schon über seine Angst vorm Zahnarzt, eine Fehlgeburt, Führerscheinentzug, Mobbing oder Blähungen?
Und auch in Zeiten von Corona ist es so. Wer redet schon über seine tiefen Ängste, über seine Sorgen, das Vermissen von echter Begegnung? Wer traut sich schon zu sagen: ich kann es nicht mehr hören, dass ich den Kopf nicht hängen lassen soll?
Alles Themen, die ein Licht auf einen werfen könnten, dass man nicht perfekt ist.
Aber was könnte dafür sprechen, dass man auch über diese Dinge redet?
Ich spreche mittlerweile mit Mitmenschen auch über diese Themen. Manchmal ist es auch ein bisschen wie mit Anlauf über eine Klippe springen.
Doch der Mut hat sich bisher immer gelohnt. Es waren tolle Gespräche. Man erfuhr, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist und bestenfalls gab es Tipps und Tricks um mit dem eigenen Problem besser umzugehen oder Erfahrungswerte von anderen Betroffenen.
Genau das bewegt auch Menschen, Bücher über ihr Tabuthema zu schreiben. Sie offenbaren sich, sind mutig, machen sich angreifbar, mit dem Ziel, anderen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass es einen Weg aus dem Dilemma geben kann:
Jesus hat viele Tabus gebrochen, in dem er Dinge tat, die man eigentlich nicht tut, z.B. Im Tempel randaliert, am Sabbat Menschen geheilt, als Kind den Eltern davon gerannt um im Tempel sein zu können. Vielleicht war sein größter Tabubruch aber der als er am Kreuz verzweifelt rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15, 33ff).
Denn wie kann Gottes Sohn den Weg seines Vaters anzweifeln?
Herr,
manchmal tut mir mein Schweigen gut,
aber eben nicht immer.
Schenke mir den Mut mein Schweigen zu brechen,
wenn es mir oder anderen hilft.
Lass mich immer wieder Menschen finden,
denen ich vertrauen kann
und die mein gebrochenes Schweigen zu schätzen wissen.
Steh mir hilfreich zur Seite, Gott!
Amen.
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