#betblog – “Schöne Filterblase”

Eigentlich halte ich mich für eine normal intelligente Person. Und auch wenn ich sicherlich nicht alle Tricks und Gimmicks im Social Media Bereich verstehe, nutze ich Social Media regelmäßig.

Ich sehe

  • den jungen Mann bei Instagram, der mit seiner hübschen Frau gefühlt jedes Wochenende an einem tollen Ort ist und Zuhause die tollsten Kuchenkreationen mit dekoriertem Kaffee fotografiert.
  • die junge Mutter, die berufstätig ist, nachhaltig lebt und es schafft, drei mal täglich nahrhafte Mahlzeiten zuzubereiten, neben allem anderen Engagement.
  • die coole Studentin, die farbenfrohe Fotos aus 2 südamerikanischen Ländern schickt und kurz darauf auch noch tolle Fotos von einer Südseeinsel.

Und ich sitze Zuhause ungewaschen auf meinem Sofa, in der usseligen Jogginghose. Nachdem die Verabredung für heute Abend abgesagt hat, werde ich mir wohl vor dem TV eine Tiefkühlpizza reinziehen und das „normale“ TV-Programm verhöhnt mich, denn sie zeigen heute nur Müll – ist ja außer mir auch keiner Zuhause, die sind ja alle cool unterwegs – sagt mein Instagram.

Da piept mein Handy. Eine Freundin schickt mir einen Link:
www.pinkcompass.de/dunkle-Seiten-vanlife/

In dem Artikel steht in etwa, dass alle nur die wenigen, kurzen und tollen Momente posten, aber nicht die vielen miesen Momente. Also die Sonnenuntergänge am Meer und nicht das Nieselwetter auf einem miesen Campingplatz, mit vielen Metern zum Klohäuschen ohne Warmwasser.

In der Bibel finden Perpektivwechsel oft nach dem Erscheinen eines Engels statt.

So wollte Josef sich eigentlich heimlich still und leise von Maria trennen, weil er nicht verstehen konnte, dass Maria jetzt schwanger war. Nach dem Erscheinen eines Engels im Traum, der ihm sagte, dass Maria durch den Heiligen Geist geschwängert wurde und mit Gottes Sohn schwanger ist, entschied er sich bei Maria zu bleiben. (Mat 1, 18-25)

Tja, da bin ich wohl auch drauf reingefallen. Mein Engel war wohl die Freundin mit ihrer Nachricht.
Denn plötzlich breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Pfeifend gehe ich ins Bad und genieße eine heiße Dusche unter fließend warmen Wasser. Ich ziehe meinen Lieblings-Pyjama an, öffne mir zur Tiefkühlpizza meinen Lieblingswein, genieße meinen bequemen Sessel mit einem Buch, was meine beste Freundin mir geschenkt hat.
Und von alledem mache ich KEIN Foto, es wird NICHTS gepostet.

Ich freue mich riesig, dass ich die Blase verlassen und mir selbst einen tollen Abend nur für mich geschaffen habe.

 

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