In meiner Erinnerung ist der Advent eine wunderbare Zeit. Eine Zeit in der
Geschichten aus dem Adventskalender geteilt wurden, alte
Weihnachtskassetten meiner Eltern mit ihren Erinnerungen verwoben
hervorgekramt wurden, Plätzchen über Plätzchen zu den Tönen von “In der
Weihnachtsbäckerei” gebacken wurden und dabei genascht wurde, bis nur noch
die Hälfte übrig war. Eine Zeit in der gemütlich um den leuchtenden
Adventskranz gesessen wurde, zusammen singend oder mit den über das Jahr
fast verstaubten Instrumenten und ganz viel Zeit mit der Familie verbracht
wurde. Eine Zeit in der die Schuhe zu Nikolaus noch mit Überraschungen mit
Mandarinen, Nüssen und Schokolade gefüllt waren.

Heute scheint das alles anders zu sein. Zu Nikolaus werden Wünsche erfüllt – Überraschungen Fehlanzeige. Smartphones zu Nikolaus, das scheint der neue Trend zu sein, wenn man den Zeitungsartikeln glaubt. Statt gemeinsam verbrachten Stunden mit Gesprächen, Singen, Plätzchen backen, lieber alleine auf den neusten Handybildschirm starren. Größer, teurer, einfach mehr, das scheint auch vor Nikolaus nicht mehr Halt zu machen. Ich frage mich wie groß dann die Wünsche zu Weihnachten sind.

Wie viel mehr geht da noch und wo bleibt Platz für die Besinnlichkeit, die Erwartung auf das was kommt? War der heilige Nikolaus nicht ein Helfender, ein Teilender? Sollten wir uns gerade heute und in der Adventszeit nicht auf genau diese Werte wieder zurückbesinnen? Mit anderen Teilen und sich Zeit nehmen, zu helfen? Auch wenn es nur ein geteilter Adventskalender ist. Geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude.

Herr,
gebe mir in dieser Zeit den Blick für das Wesentliche,
lass mich sehen, was ich teilen kann,
zeige mir, wie ich helfen kann
und was wirklich wichtig ist.
Amen

In den letzten Wochen stellte sich mir die Frage: Was sind Freunde? Was macht Freundschaft aus? Können die Freunde auch Familie sein?

 

 

Heute wollte ich mich mit meiner Freundin treffen. Seit 2 Jahre hatte ich sie nicht mehr gesehen. Immer kam etwas dazwischen, wenn wir uns treffen wollten – so auch heute. Mal war es der Job,  mal die Kinder oder andere wichtige Verpflichtungen. Natürlich hatte ich Verständnis für diese Situation, denn das kann immer passieren.

Aber wie oft kann ich es akzeptieren? Und wie lange hält eine Freundschaft das aus?

Braucht Freundschaft Nähe bzw. echt persönliche regelmäßige Treffen?

Manchmal denke ich, dass Freundschaft in der heutigen Zeit immer wichtiger wird, weil so vieles schnell vergänglich ist und die Beständigkeit der Familie nur noch selten gegeben ist. Und dann findet man in der Bibel bei Jesus Sirach ganz viel über Freundschaft: wie man Freundschaft findet, wann mein sein Vertrauen verschenken soll und nicht zuletzt diese Aussage  „Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden.“ (Jesus Sirach, 6, 14)

In diesem Sinne – vielleicht ist es heute Zeit noch mit einem Freund in Kontakt zu treten. Oder du schickst ihm oder ihr einfach diesen Link zum heutigen #betblog 😉

 

Kennst du das, wenn du ständig Prioritäten setzen musst und irgendwann gar nicht mehr weißt, warum du welche Prioritäten gesetzt hast?

Aktuell habe ich ständig das Gefühl, dass ich immer Prioritäten setzen muss, da der Tag gar nicht so viele Stunden hat, wie ich eigentlich gerne haben würde. So frage ich mich an manchen Tagen abends: Habe ich die richtigen Prioritäten gesetzt? Hätte ich nicht vielleicht doch dieses oder jenes machen sollen/ können?

Zeit ist definitiv ein sehr wichtiges Gut, das wir haben. Daher finde ich, dass wir damit weise umgehen sollten. Es bringt jedoch auch nichts, ständig nur darüber nachzudenken, ob man die Zeit richtig nutzt. Dies ist doch auch kein Leben! Beim näheren Nachdenken über dieses Thema ist mir eingefallen, dass vor einigen Jahren mein Lebensmotto „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“ war.

Diesen Satz finde ich eigentlich immer noch passend. Zugegebenermaßen lebe ich nicht vollständig danach. Das wäre vielleicht auch realitätsfern. Wahrscheinlich habe ich zu viele Träume, als dass ich alle gleichzeitig leben könnte. So muss ich Prioritäten setzen. Am Ende des Tages kommt es aus meiner Sicht gar nicht darauf an, dass ich alle Träume gleichzeitig erfülle. Es ist vielmehr wichtiger, dass ich mit meinen Entscheidungen im Nachhinein zufrieden bin.

Dies kann ich für mich persönlich im Großen und Ganzen bejahen. Wie geht es dir?

Bereits die Jünger haben irgendwann festgestellt, dass sie durch eine stetige Zunahme der Gläubigen nicht mehr alle anfallenden Aufgaben allein übernehmen können. Sie haben Prioritäten gesetzt und die Aufgaben besser verteilt, sodass sie sich dem Wesentlichen widmen konnten (Apg 6, 1-7).

Heutzutage sind wir rund um die Uhr, sieben Tage die Woche erreichbar. Das Leben wird stetig schneller, und wir dürfen, oder wollen, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld, nichts verpassen. Das Handy, der Laptop, der Social Media Account weiß, was mich interessiert und schlägt mir Nachrichten vor, die auf meine Wünsche und Interessen zutreffen. Dabei wird die Bedienung von Apps, Handys und Computerprogrammen immer einfacher. Im Rahmen dieser rasanten Fortschritte spricht man von Digitalisierung, der man sich nur schwer entziehen kann.

Da kann es einem schon mal zu viel werden. Man fühlt sich überrollt und vielleicht auch überfordert. Was kann man jedoch dagegen tun? Schließlich ist es fast nicht möglich dem zu entkommen, oder sich ganz zu verweigern.

Ich, Mira, kann mich ,als Social Media Redakteurin, nicht daraus zurückziehen. Ich muss ständig wissen, was gerade beliebt ist, z.B. ob das Faultier oder der Flamingo das Tier des Internets ist.

Was ich tue, wenn ich mich mal wieder erschlagen fühle?

Täglich nehme ich mir fünf bis 10 Minuten Zeit, um die Stille in mich aufzunehmen. Dabei setzte ich mich sehr bewusst hin und atme, ein und aus – klingt einfach? Versuchen Sie es. Andauernd kommen dabei Gedanken in den Kopf, die man anfangs gar nicht realisiert, aber sobald man sie bemerkt, schiebt man sie freundlich und bestimmt weg um wieder die Stille zu finden und dem Atem zuzuhören. Dadurch wird mir eine große innere Ruhe zuteil und ich ziehe Kraft daraus.

„Gott, komm mir zu Hilfe, HERR, eile mir zu helfen!“ (Psalm 70,2) und er tut es, indem ich für einem Moment das schnelle Leben loslasse und mir Zeit nehme.

 

Dinge verändern sich und das ist eine Tatsache und gar keine Bewertung.

Seit dem 1. September ist Jana bei uns als neue Bundesfreiwilligendienstlerin (BFDlerin). Wenn man irgendwo neu anfängt, ist dies oft mit Nervosität verbunden, aber auch mit Hoffnungen.
Vielleicht wird aus dem neuen Ort ja eines Tages ein Ort, an dem man sich wohl fühlt, der vielleicht sogar so was wie ein Zuhause wird.

Im Video geht der Sänger von Zuhause fort, weil er die Hoffnung hat, dass es überall besser ist als Zuhause. Nach einigen Erlebnissen realisiert er, dass es Zuhause doch am Schönsten ist, selbst Dorothy im Zauberer von Oz kannte diese Gefühle schon.

Kennst du das?

Bist du schon mal von Zuhause weg gegangen? Weil es dran war? Oder weil es überall besser zu sein schien als Zuhause? Nur für eine Nacht oder für eine unbestimmte Zeit oder ganz lange?
Was hast du dann erlebt, was dich dann wieder nach Hause gebracht hat? Wohin bist du zurück gekehrt – zu Eltern, Freunden, einem Ort oder in eine Situation, die dir immer das Gefühl von Zuhause gegeben hat?

Der jüngere Bruder hatte die Regeln Zuhause satt, er wollte raus und sein Leben leben mit all den tollen Dingen, die sich ihm bieten würden. Finanzieren ließ er sich dies durch die Auszahlung seines Erbes. Doch irgendwann war das Erbe verbraucht, die Lage im Land schlecht und da fiel ihm ein, dass er es selbst als Arbeiter seines Vaters besser haben würde als jetzt. So kehrte er reumütig zurück.
Sein Vater sah ihn, freute sich und nahm ihn mit offenen Armen wieder Zuhause auf und ließ ein Fest ausrichten.
(Lk 15, 11-24)

Liebender Gott,

nicht jeder und jede von uns hat ein Zuhause,
oder das Zuhause ist nicht so,
dass man dort bleiben möchte.
Manch eine oder einer kann aber nicht Zuhause bleiben.
Andere wieder haben alles,
was sie brauche,
dort wo sie Zuhause sind.
Schenke uns den Mut,
dass wir uns aufmachen
zu neuen Orten,
die die Chance haben unser Zuhause
zu werden
oder auch den Mut
umzukehren an Orte,
die uns ein Zuhause waren.
Herr, segne uns auf unserem Weg nach Hause.

Amen.

Wo bist du Zuhause?

Ich bin ins Wasser gesprungen, als Kind, ohne zu zögern. Ob kalt, ob warm, das war mir völlig egal, nur zu heiß durfte es nicht sein. Ich habe mich einfach getraut, Augen zu und durch. Nie war es wirklich schlimm.

Als ich letztens mit einer Freundin Schwimmen war, habe ich gebibbert. Gebibbert bei angeblich warmem Wasser. Bis ich es bis zum Bauch ins Wasser geschafft hatte, war schon ein Weilchen vergangen und auch dann fühlte es sich immer noch kalt an. Erst nach zwei Bahnen kam langsam die Wärme, zwei Bahnen, durch die ich durchmusste, um mich im Wasser wieder wohl zu fühlen. Als Kind hätte ich mir das nicht vorstellen können. Ich die Wasserratte läuft in Zeitlupe ins Wasser – das konnte nicht sein.
Als Kind hätte ich mir aber auch nicht vorstellen können, dass ich irgendwann einmal freiwillig sagen würde, “Okay, dann übernehme ich den Moderationspart. Manchmal muss man halt ins kalte Wasser springen.” Vor Fremden frei reden war für mich noch vor einigen Jahren undenkbar.
Wie oft ich seit meiner Kindheit ins kalte Wasser gesprungen bin, weiß ich nicht. Sicherlich hunderte Male ins Wasser und genauso häufig in Situationen, die ich gerne umgangen hätte, manches Mal auch nicht ganz so freiwillig 😉. In genau diesen Momenten habe ich allerdings gelernt, dass ich mehr kann, als ich mir zugetraut hatte, sehr viel mehr sogar. Dennoch zögere ich jedes Mal aufs Neue und muss mir selbst sagen “Probier es! Vielleicht ist es ja gar nicht so dramatisch, wie du es dir ausmalst. Wenn es doch mal schief geht, hast du es wenigstens probiert.“ Soweit habe ich wohl als Kind noch nicht gedacht.

Auch für Paulus gab es wohl eine Zeit, in der er lieber den schon Gläubigen von Jesus berichtete, sich jedoch davor drückte den ungläubigen Juden weiter von Jesus dem Messias zu verkünden. Erst als Gott ihm versicherte, dass ihm nichts geschehen würde, brachte er wieder den Mut auf auch vor die Ungläubigen zu treten.

„Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, niemand wird dir etwas antun.“ (Apg 18, 9a-10)

Vielleicht brauchen wir Menschen manchmal einfach diese Zusage von Gott, um uns etwas zu zu trauen.

Guter Gott,

ich traue mir so manches Mal etwas nicht zu,
es dann einfach zu tun, zeigt mir aber ebenso häufig, dass ich es doch kann.
Gib mir Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten und ermutige mich auch mal ins kalte Wasser zu springen.
Wenn es doch einmal schief geht, richte mich auf und lass es mich nochmal probieren, wie du es bei Paulus getan hast.
Zeige mir, dass du an meiner Seite bist und mich unterstützt.

Amen

Hast du schon mal von #metwo gehört?

Es geht da um Menschen mit Migrationsvordergrund, die in Deutschland Rassismus erlebt haben und ihre Geschichten unter dem #metwo veröffentlichen.

Wie bei #metoo (sexuelle Übergriffe) geht es auch hier nicht nur um die Betroffenen, sondern auch um die Aufmerksamkeit der anderen, also um auch Öffentlichwirksamkeit. Ist man unbewusst ein Förderer/ eine Förderin von Vorurteilen oder von Sexismus? Müsstest du dich an die eigene Nase fassen?

Oder warst du selbst schon mal die Person, die nicht passte?

Warst du mal zu groß und bekamst das Kindergericht nicht mehr oder zu klein und durftest deshalb nicht mit der Achterbahn fahren? Warst du zu dick, um bequem im Sitz im Flieger zu sitzen oder zu dünn, um Blut zu spenden? Zu jung für einen Kinofilm war bestimmt jeder mal von uns oder auch zu alt, um noch mit in die Kinderfreizeit zu fahren. Irgendwann kommt vielleicht die Zeit, wo du als Single nicht so recht in den Pärchen-Kegelclub gehörst oder nicht in den Familienkreis. Oder du bist zu unbegabt für den Chor oder zu deutsch, weil man dich für zu pünktlich und korrekt hält.

Auch Zachäus war zu klein und hatte dann noch einen Außenseiter-Beruf: Zöllner. Als Jesus in die Stadt kam, wollte er ihn gerne sehen und kletterte deshalb auf einen Baum. Jesus sah ihn und schenkte ihm seine Aufmerksamkeit. Die Umstehenden fanden dies nicht gut, denn Zachäus war Zöllner, berechnete zu viele Steuern und war doch ein Sünder. Wie konnte Jesus genau ihm seine Aufmerksamkeit schenken? Dies steht in der Bibel. (Luk 19, 1-7)

Und dann fielen mir Kinderbücher ein, wie Elmar, der bunte Elefant oder Frederik, die Maus, die Sonnenstrahlen sammelt. In den Büchern soll Kindern vermittelt werden, dass jeder so wie er ist, gut ist.

Aber sind wirklich Kinder diejenigen, die diese Lektion brauchen?

 

Herr,

es gibt viele Schubladen.
Manchmal stelle ich fest,
dass ich trotzdem in keine Schublade passe.
Manchmal möchte ich
aber einfach nur passen.
Manchmal bin ich gerne anders.
Lass mich versuchen
meine Mitmenschen zu sehen,
wie sie sind
und sie nicht in Schubladen quetschen,
in die sie gar nicht passen.
So segne uns der Herr,
er beschütze uns und alle,
die in Schubladen passen
oder eben auch nicht.

Amen.

#betblog 13.09.2018