Viele meiner Überzeugungen habe ich schon lange.
Blau ist schon ewig meine Lieblingsfarbe, genauso habe ich eine Lieblingsautomarke und weiß in etwa, was ich bei der Bundestagswahl wähle.
Ich wusste auch immer, was ich nicht will. Zum Beispiel den Satz sagen „so lange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…“ oder „das ist jetzt so, weil ich es sage.“ oder „Indianer kennen keinen Schmerz.“
Einiges ist sicherlich durch meine Eltern geprägt.

Aber manchmal muss man auch neue Überzeugungen entwickeln, weil die Überzeugungen der Eltern (mich) nicht tragen, weil meine Eltern etwas gar nicht erlebt haben (Digitalität) oder es gar niemand erlebt hat (z.B. die Corona-Pandemie).

Jetzt könnte man ja denken, dass es mit der Pandemie doch endlich dem Ende zugeht, die Lockerungen mehr und mehr werden, wir der „Normalität“ wieder entgegen gehen und somit alle Probleme doch verschwinden.

Pustekuchen!

Ständig gibt es Diskussionen:
Wieso bist du noch nicht geimpft?
Wieso lässt du dich denn nicht mit dem Impfstoff impfen?
Wieso ziehst du noch eine Maske auf?
Wieso gehst du noch nicht Shoppen in der Innenstadt?
Wieso gehst du nicht mit ins Restaurant?

Und plötzlich kommen meine Diskussionspartner*innen aus dem Familien- oder Freundeskreis und es entzünden sich heftige Gespräche, wo man sich doch sonst in vielem einig war.

Manchmal mag ich nicht mehr und möchte einfach nur sagen, lasst mich doch mit dem Kram in Ruhe. Manchmal zweifle ich an der Meinung, die ich mir gerade mühsam erarbeitet habe und dann will ich Zeiten zurück haben, in denen ich mich auskannte.

Oder vielleicht brauche ich auch hier ein Pfingsten. Ein Toben und Tosen, dass die Dinge aufwirbelt, neu zusammensetzt und Feuerzungen, die ein tolerantes Einander-Verstehen und Verstehenwollen mit sich bringen. (Apostelgeschichte 2, 1-13).
Vielleicht braucht es aber auch etwas mehr Vertrauen meinerseits in das Wirken des Heiligen Geistes.

Herr,
auch wenn die Zeiten gerade eigentlich leichter werden,
so ist einiges doch noch nicht wieder in der Reihe.
Schenke uns den Blick für den anderen,
lass uns tolerant miteinander umgehen.
Lass uns Vertrauen auch mal im Vorraus verschenken
und lass uns selbst auch vertrauensvolles Verstehen erfahren.
Amen.

 


Foto von mododeolhar von Pexels

In letzter Zeit gab es viele Momente, in denen ich mich sehr aufgeregt habe.
Für mich waren es sehr unterschiedliche Momente in völlig unterschiedlichen Lebenszusammenhängen.
Mal ärgerte ich mich auf der Arbeit, mal über einen Freund, mal über Menschen beim Einkaufen, mal über Politiker*innen.

Und dann gab es da einen Moment, in dem ich den Zusammenhang zwischen all dem Ärger erkannte. Richard David Precht (Philosoph) war in einer Talkshow und erzählte dort, dass er in unserer Gesellschaft den Verlust des Sinns des Gemeinwohls erkennt. Alle wollen Rechte haben und fordern sie ein, aber nicht viele sehen ihre Pflichten. Wir werden alle zu Konsument*innen und fordern nur noch – egal in welchem Bereich.

Mir fiel ein, dass ich vor einigen Jahren auf Ameland war und mir eine Einheimische erzählte, dass sie Nothelferin auf der Insel sei und sie einen Einsatzplan habe, wann sie dran ist, wenn etwas auf der Insel passiert. Als ich meine Bewunderung ausdrückte, guckte sie mich erstaunt an und sagte, dass alle Einheimischen bis auf Kinder und Alte einen solchen Dienst haben, da das gemeinsame Leben auf der Insel sonst nicht funktioniert – mal abgesehen von dem gemeinsamen Spaß bei Übungen und Festen.
Sie fragte, ob es das bei uns denn nicht gäbe.

Nach kurzer Überlegung fiel mir die freiwillige Feuerwehr ein, die von Bedeutung ist, weil die nächste Berufsfeuerwehr zu weit weg ist. Aber selbst die haben Nachwuchsschwierigkeiten.

Mir begegnen immer mehr Menschen, die mich bei ehrenamtlichen Tätigkeiten fragen, warum soll ich das machen, was bringt mir das?

Kann eine Gesellschaft nur aus Egoist*innen existieren? Reicht es, wenn es mir und meinen Liebsten gut geht? Wird die Schere zwischen Reich und Arm dann nicht noch weiter auseinander gehen? Wird der Neid nicht noch größer und dadurch eventuell auch die Kriminalität? Wird es noch Menschen geben, die freiwillig für die Polizei, im Pflegedienst oder im Sanitätsdienst arbeiten für wenig Geld und unter heftigen Anfeindungen?

Ich brauchte diese Erkenntnis, um mich nicht mehr in meinen Ärger rein zu steigern. Und bestenfalls folgt nach einer Erkenntnis auch eine Verhaltensänderung.

Gerade wir Christ*innen sollten uns doch wohl für die Armen und Schwachen einsetzten. Was ist aus den Worten geworden „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“? Jesus wurde von einem Gelehrten gefragt: „Wer ist denn der Nächste?“ Und Jesus erzählte ihm von einem Mann, der überfallen wurde und verletzt liegen gelassen worden ist. Ein Priester sah ihn und ging vorüber, ebenso ein weiterer Mann. Dann kam der barmherzige Samariter, versorgte ihn, brachte ihn in eine Herberge und bezahlte diese für ihn. Wer wurde dem überfallene Mann wohl zum Nächsten? (Lk, 10, 25-37).

Herr,
ich bin dankbar dafür,
dass ich in Deutschland lebe und viele Rechte habe.
Lass mich darüber aber nicht meine Verantwortung für die Gemeinschaft vergessen.
Hilf uns zu erkennen,
dass wir nicht auf die Kosten von anderen leben können.
Lass uns für uns,
unsere Liebsten
und den Nächsten ein Segen sein.
Amen.

Aktuell bin ich ziemlich beschäftigt damit, eine Überraschung für einen lieben Menschen zu planen. Dabei geht es um eine ziemlich große Sache – die hier natürlich nicht verraten wird, damit ich diese Überraschung nicht vorwegnehme, falls dieser Mensch da hier zufällig ließt.

Für diese Sache gibt es eine Menge zu planen, zu überlegen und leider manchmal auch ein bisschen zu lügen, damit es tatsächlich eine Überraschung bleibt. Ich weiß, lügen soll man nicht, aber in diesem Fall muss etwas verheimlichen sein. Das heißt natürlich, dass das Ganze mit ziemlich viel Arbeit verbunden ist.
Würde ich das Ganze für mich machen, hätte ich wahrscheinlich schon längst aufgehört. So viel Aufwand würde ich ja nicht betreiben, wenn es nur um mich geht. Für andere hingegen bin ich gerne bereit, Nachtschichten einzulegen, Geld auszugeben und mir viele Gedanken zu machen.

Schon komisch, oder?

Aber es gibt da diesen einen Moment, der mich die ganze Arbeit vergessen lässt und mir zeigt, warum ich mir das alles immer wieder antue: Der Moment, in dem die Überraschung stattfindet, die beschenkte Person nichtsahnend um die Ecke kommt, die Augen öffnet oder das Ergebnis zum ersten Mal sieht. Dieser Blick, der diese unerwartete Freude einfängt und die leicht glückliche Überforderung der Person ausdrückt.
In dem Moment fällt alles ab und ich kann mich wie ein kleines Kind darüber freuen.

Auch die Bibel steckt voller Überraschungen. Eine davon findet man in der Apostelgeschichte 12:
Petrus wird von König Herodes ins Gefängnis geworfen, angekettet und dauerhaft von vier Wachen beobachtet. In der Nacht, bevor er vorgeführt werden soll, tritt plötzlich ein Engel in die Zelle, stößt ihn an und spricht zu ihm. Und auf einmal fallen seine Ketten ab und er kann aus dem Gefängnis fliehen.
Was für eine unerwartete Überraschung!

Auch wenn wir nicht im Gefängnis stecken, fühlen wir uns momentan auch manchmal gefangen. Viele Freiheiten fehlen uns und wir sind in unserem Leben eingeschränkt. Trotzdem dürfen wir den Kopf nicht hängen lassen und weiter auf das Gute hoffen.
Und vielleicht wartet die nächste Überraschung auch schon auf uns…

 

Guter Gott,
wir danken dir für all die kleinen
und großen Überraschungen im Leben. 
Wenn uns das Leben manchmal zu dunkel wird,
erhellt eine Überraschung unseren Alltag.
Hilf uns, auch andere immer wieder zu überraschen
und ihnen eine Freude zu machen.
Amen.

Als ich schon der dritten Person von der Doku „Leben ohne Erinnerung“ erzählte, merkte ich erst, wie sehr mich diese Doku beeindruckt hat.
Es ging um Daniel, der durch einen Unfall einen Gehirnschaden erlitten hatte und nicht mehr in der Lage ist, Dinge in seinem Langzeitgedächtnis zu speichern. Er erkennt nur noch Personen, die er vor dem Unfall kannte oder Personen, die er ständig um sich hat.
Seine Frau lernte er nach dem Unfall kennen und wurde dann auch Vater. Schon da beeindruckte mich die Frau sehr. Zumal sie sehr ergriffen erzählte, wie schwierig es ist, dass es mit ihrem Mann kein „weißt du noch…“ gibt.
Völlig geschockt hat mich dann der geschriebene Satz im Abspann erwischt:
„Kurz nach Fertigstellung des Films haben sich Katharina und Daniel getrennt.“

Erst durch die Doku ist mir bewusst geworden, wie oft gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen eine Beziehung zwischen Menschen festigt. Wie sehr gemeinsam durchschrittene Krisen das Vertrauen stärken und wie oft man sich  in einem ganz normalen Gespräch auf „weißt du noch…“ bezieht, manchmal sogar ohne Worte darum zu machen – weil man eben weiß, wie man sich immer begrüßt o.ä.

Letztendlich besteht unser Glaube eben genau daraus (besonders das neue Testament). Wir leben seit Jahrhunderten aus dem „weißt du noch…“, beziehen uns auf die Bibel und auf Rituale. Wir stellen fest, dass einige Menschen unsere Rituale und Symbole gar nicht mehr verstehen und sind manchmal selbst nicht in der Lage, die Dinge mit unseren eigenen Worten zu erklären bzw. wissen selbst gar nicht mehr um die Bedeutung. Wie soll dann daraus eine gute Gemeinschaft entstehen, wenn diese doch durch gemeinsame Erfahrungen und Erinnerungen entsteht?
Manch eine*r von uns weiß, wie lange die Erlebnisse aus Ferienfreizeiten einen tragen oder wie lange die gemeinsame Jugendarbeit auch noch über die Zeit hinaus verbindet.

Kennst du bei deinen Lieblingsmenschen die entscheidenden Momente des „weißt du noch…“, die euch bis heute tragen?
Haben sich die Momente damals schon als entscheidend zu erkennen gegeben oder kann man das erst aus der Rückschau erkennen?
Hast du schon mal bewusst in „weißt du noch…“-Momente investiert, in der Hoffnung, dass diese euch lange tragen?

Herr,
ich danke dir für meine Erinnerungen,
die mich mit meinen Lieblingsmenschen verbinden.
Schenke Menschen mit wenig guten Erinnerungen neue bedeutende Momente,
die für sie irgendwann ein Grund sich gerne zu erinnern.
Hilf all denen Menschen,
die keine Erinnerungen haben,
dass sie einen Weg für sich und ihre Lieblingsmenschen finden.
Amen.

Manchmal ist einfach die Luft raus. Immer der gleiche Trott, immer der gleiche Alltag, immer die gleiche Frisur. Gerade jetzt in dieser Zeit kommt es mir so vor, als ob jeder Tag sich gleich anfühlt, keine wirkliche Abwechslung bringt. Das ein oder andere Mal ist mir schon der Gedanke gekommen, ob man nicht irgendwas verändern könnte, irgendetwas verrücktes, woanders nochmal neu anfangen oder sich vielleicht tatsächlich noch einmal selbst neu erfinden….

Sich neu erfinden, sich selbst ein neues Leben schenken…das muss ja gar nicht so radikal sein, wie Peter Fox es besingt vor allem nicht, indem man zerstört. Aber hattet ihr auch schon mal Momente, in denen ihr einfach nur ausbrechen wolltet? Alles neu machen wolltet? Oder auch nur eine Kleinigkeit ändern wolltet?

Nach der Schule wollte ich aber raus. Irgendwie mir selber zeigen, dass ich in neuem Umfeld viel selbstbewusster sein kann, viel freier sein kann. Hat auch geklappt. Manchmal helfen mir dann aber auch wieder kleine Veränderungen, um mich selber wieder wie neu zu fühlen…beispielsweise eine neue Frisur, gerade spiele ich wieder mit dem Gedanken zum kurzen Bob zurückzukehren, oder das Ausprobieren eines neuen Hobbies. Das fühlt sich für mich auch schonmal wie ein Neuanfang an, da ich meinen Horizont erweitere.

Im Buch der Weisheit steht im Zusammenhang mit der Rettung der Israeliten aus Ägypten sogar geschrieben, dass „die ganze Schöpfung in ihrer Eigenart wieder neu gestaltet [wurde], um deinen Geboten zu dienen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben.“ (Weisheit 19,6)

Für mich reichen aber auch ganz kleine Dinge, die neu gestaltet werden, um mich wie neu zu fühlen. So große Veränderungen, wie die Neugestaltung der Schöpfung bedarf es da gar nicht.

Umgestalten, statt zerstören, umnutzen, statt wegwerfen, Dingen ein neues Leben geben. Upcycling, das einem aktuell ja das ein oder andere Mal über den Weg läuft, macht ja genau das. Durch das Umgestalten schon genutzter Gegenstände, lässt sich die Schöpfung eher bewahren. Etwas, was man sonst wegwerfen würde, wird sogar noch aufgewertet. Quasi aus alt mach neu. Mit ein bisschen Kreativität kann man dabei einem langweiligen, vielleicht ausgedienten Gegenstand oder auch Einmalgegenständen sogar ein neues Leben schenken. Ein neues Leben an dem man selber viel Freude haben kann. Mit viel Fantasie lässt sich dabei so einiges bewerkstelligen und aus ganz normalen Alltagsgegenständen, lässt sich etwas neues zaubern.

 

Gott,
wir danken dir für deine Schöpfung,
wir danken dir, dass du uns unser Leben geschenkt hast.
Auch wenn uns der Alltag manchmal grau erscheinen mag und wir am liebsten ausbrechen würden, lass uns immer daran denken, dass manchmal eine kleine Änderung bereits eine große Wirkung haben kann und uns zu einem neuen Menschen machen kann.
Gib uns Inspiration und Kreativität und lass uns sehen, was wir vorher gar nicht wahrgenommen haben, um mit einer kleinen Änderung auch dem Alltag neues Leben einzuhauchen.
Amen

 

Habt ihr schon einmal etwas verwandelt, upgecycled? Hier sind ein paar Ideen dazu:

https://padlet.com/annikajorde/rwlkpou2z71jizbe

Es gibt viele Dinge, die ich nicht verstehe:
Russisch, Schlagermusik, Butter unter Nutella – und Ausgrenzung.

Ich bin christlich aufgewachsen und dementsprechend christlich sozialisiert. Deshalb sind mir natürlich auch christliche Werte sehr wichtig – vor allem Nächstenliebe und Akzeptanz.

Und ehrlich gesagt habe ich dann ganz schön damit zu kämpfen, wenn ich diese Werte innerhalb der Kirche, aus der sie kommen, verletzt sehe.
Als der Vatikan vor kurzem verkündete, dass die Segnung von homosexuellen Paaren, entgegen der allgemeinen Praxis, nicht möglich sei, war ich, wie viele Menschen überall auf der Welt, fassungslos.
Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass wir über dieses Thema nicht mehr sprechen müssen. Aber das musste ich in letzter Zeit leider wieder öfter.

Die mittlerweile zur Gewohnheit gewordene Frage, warum ich noch Teil der Kirche sei, wurde wieder mehr an mich herangetragen. Und auch ich musste leider wieder einmal darüber nachdenken.

Glücklicherweise wurde ich positiv überrascht – von den Reaktionen vieler Menschen, vor allem in Deutschland. Bilder wie diese habe ich in der letzten Zeit häufiger gesehen.

Regenbogenflaggen an der Herz-Jesu-Kirche in Gladbeck

In Gladbeck, Bottrop, Gelsenkirchen, Münster und vielen anderen Städten werden Regenbogenflaggen als Zeichen der Sympathie gegenüber Homosexuellen gehisst – trotz kritischer Meinungen und Gegenstimmen.
Der Hashtag #seigesegnet trendet.
Viele Geistliche verkünden, dass sie sich der Aussage des Vatikans widersetzen und weiterhin homosexuelle Paare segnen wollen.
Das Thema ist in aller Munde.

Ja, es ist traurig, dass wir erneut über das Thema sprechen müssen, aber ermutigend zu sehen, dass wir einen Punkt erreicht haben, an dem auch aus der kirchlichen Richtung Unterstützung kommt. An dem wir, zumindest in Deutschland, in der Überzahl zu sein scheinen. Das gibt mir Kraft und Hoffnung.

Denn ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass Gott einigen Menschen, aufgrund ihrer Sexualität, mit Ablehnung begegnet. Bei Johannes heißt es: “Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen und wir sind es auch!” (1. Joh. 3)Und schon ganz am Anfang der Bibel, in der Genesis, heißt es, dass Gott den Menschen erschaffen hat – und Menschen sind wir nun mal alle, egal ob Schwarz, Weiß, klein, groß, hetero- oder homosexuell…

 

 

 

Alles auf Hoffnung? Wie soll man denn bitte alles auf Hoffnung setzten? Es gibt ganz bestimmt genügend Dinge, auf die ich keine Hoffnung mehr setzte. Das raubt mir zu viel Kraft oder enttäuscht mich zu sehr. Wäre es also nicht viel einfacher, alle Hoffnungen im Keim zu ersticken? Einfach nicht mehr hoffen, dass in Zukunft alles besser wird oder dass meine Träume wahr werden.

Doch manchmal rührt sich da etwas in mir. Ist das etwa doch ein kleiner Hoffnungsfunke? Es ist auch nur ein winziger Gedanke an meine Zukunft, die so aufregend und erfüllend werden könnte. Trotzdem ist sie da, die Hoffnung. Und sie begleitet mich. Vielleicht wäre es einfacher ohne Hoffnung. Aber ist einfach, das was ich will? Nein, einfach ist bequem und einfach bringt mich nicht zu meinen Träumen. Wenn da ein kleiner Funke Hoffnung ist, kann daraus eine Flamme entstehen. Eine Flamme voll Hoffnung, voll Lebensdurst, voll Mut, voll Freude.

Als die beiden Frauen zum Grab von Jesus gingen, hatten sie keine Hoffnung mehr, dass er leben könnte. Sie entdeckten den weggerollten Stein vor dem Grab und dann erschien ihnen ein Engel. Vielleicht war es ein Engel der Hoffnung. Er sagte: „Fürchtet euch nicht! Jesus ist auferstanden.“

“Wenn die Hoffnung aufwacht, legt sich die Verzweiflung schlafen.”
Alice im Wunderland

Jesus ist auferstanden. DAS ist die frohe Botschaft. Die Botschaft der Hoffnung und sie lässt die Verzweiflung und die Trauer verschwinden. Dieses unvorhersehbare Ereignis ist geschehen, obwohl keiner mehr Hoffnung hatte. Jesus hat uns damit gezeigt, dass wir die Hoffnung nie aufgeben sollten. Denn sie kann uns Kraft geben und uns unseren Träumen näher bringen.

Alles auf Hoffnung
Alles was bleibt
Lass alles sich verändern
Da sind immer noch wir zwei

Ja, lass uns gemeinsam alles auf Hoffnung setzten. Es wird ganz bestimmt nicht einfach sein. Aber Gott wird uns dabei begleiten und uns stärken. Die Flamme der Hoffnung soll nicht verglühen, denn die Hoffnung kann uns Wunder bringen.

Frohe Ostern!

Guter Gott,
du bist der Anfang alles Gutem.
Deine Liebe ist bedingungslos.
Begleite uns in schwierigen Zeiten
und schenke uns Hoffnung.
Lass uns deine Liebe weitertragen
und Anderen Kraft geben.
Schenke uns und unseren Liebsten ein fröhliches
und natürlich hoffnungsvolles Osterfest.
Amen

Letztes Jahr fiel die Karwoche schon in den ersten Lockdown und wir zogen Vergleiche, dass die Überwindung der Pandemie für uns wie Ostern sein würde. Aber wir gingen sicherlich nicht davon aus, dass wir ein Jahr später unser „Ostern“ immer noch nicht gehabt hätten.
Dabei fällt es uns ja schon schwer, nur den Karfreitag in seiner Dunkelheit und Stille zu ertragen. Wir schätzen uns glücklich, weil wir wissen, dass Ostern zwei Tage später schon gefeiert wird.

Als ich mich dieses Mal mit Karfreitag beschäftigte, fiel mir auf, wie viel Jesus am Karfreitag eigentlich erdulden musste. Es war nicht nur einfach das Sterben.
Die vielen Dinge, die er erleben und erdulden musste, zeigen sich in den 14. Stationen des Kreuzweges:

  1. Jesus wird zum Tode verurteilt
  2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
  3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
  4. Jesus begegnet seiner Mutter
  5. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
  6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
  7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
  8. Jesus begegnet den weinenden Frauen
  9. Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
  10. Jesus wird seiner Kleider beraubt
  11. Jesus wird ans Kreuz genagelt
  12. Jesus stirbt am Kreuz
  13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
  14. Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.
    (Joh 19,16ff)

Und niemand wusste damals, wie es weitergeht und sicherlich gab es viele Hoffnungslose.

Was war das Härteste und Schwerste in deinem Leben?
Hattest du Hoffnung?
Gab es Menschen, die dir Hoffnung gemacht haben, die dir geholfen haben?
Und wie lange hat es gebraucht, um da wieder raus zu kommen? Oder bist du da noch drin?

Der Karfreitag ist ein Tag des Leidens, des Jammerns und Trauerns. Auch das muss und darf mal sein. Auch wenn dies für viele schwer auszuhalten ist.

Es sollen, können, dürfen und müssen danach auch wieder andere Tage kommen und darauf dürfen wir Christ*innen hoffen.

Manchmal reicht unsere Zuversicht nicht. Wenn du jetzt direkt jemand zum Reden brauchst, empfehlen wir die Telefonseelsorge (08001110111 oder 08001110222) oder die Nummer gegen Kummer (für Kinder und Jugendliche) 116111 (Mo-Sa 14-20h).

Und so segne der Herr uns
gerade in unseren dunklen Stunden,
wenn außer jammern und leiden nichts geht.
Er schenke uns die Kraft
die schlimmen Zeiten zu erdulden und zu überstehen.
Auf dass auch im Elend ein Funken Hoffnung in uns lebendig bleibt.
Amen.

Am Ostersonntag gibt es den nächsten #betblog und der ist dann voller Hoffnung!

Es ist kein Aprilscherz: Heute ist Gründonnerstag.

Vor einem Jahr standen wir an einem recht ähnlichen Punkt: Ostern steht vor der Tür, während wir hinter verschlossener gleicher im Lockdown sitzen. Ein Jahr, in dem viel und gleichzeitig auch nichts passiert ist.
Für viele von uns ist klar, dass wir auch dieses Osterfest nur im Kreise unserer Hausgemeinschaft feiern werden, statt zum Osterfrühstück oder gemeinsamem Abendessen mit unserer Familie und unseren Freund*innen zusammen zu kommen.

Dabei geht es doch an Gründonnerstag um die Gemeinschaft. Jesus holt seine Freunde zusammen, um mit ihnen seinen letzten Abend zu verbringen. Obwohl es für Jesus düster aussieht, ist es ihm sehr wichtig, mit seinen Freunden zum Essen zusammen zu kommen. Sie erinnern sich an ihre gemeinsame Zeit und ihre Erlebnisse. Alle sind sich sehr nah. Dieser Abend bringt nicht nur Jesus und die Jünger näher zusammen, sondern verstärkt auch das Band zwischen Gott und den Menschen.

Was machen wir jetzt daraus, in einem Jahr wie diesem?

Eine gute, und vor allem nicht einfache Frage. Ich denke, wir sollten das Beste daraus machen: Das Abendessen bewusst so mit anderen genießen, wie es eben gerade geht: Ob mit dem engsten Familienkreis zuhause oder mit den Freund*innen am Bildschirm – das sind wir ja inzwischen gewohnt 😉
Und vor allem sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir gemeinsam erlebt haben: Die Zeit zusammen, die Herausforderungen, die wir gemeinsam durchgestanden haben und vielleicht auch das letzte Jahr, das wir auch irgendwie geschafft haben.
Nur, weil wir nicht nicht alle an einem Tisch sitzen können, heißt das nicht, dass wir nicht gemeinsam zusammenkommen können. Und darum geht es ja irgendwie auch an Ostern:
Obwohl man weiß, dass es gerade nicht so rosig aussieht, sich auf Vergangenes zu besinnen.

Lieber Gott,
das Osterfest verbringen wir wieder einmal anders,

als wir es uns vorgestellt haben.
Wir müssen andere Wege finden,
zum gemeinsamen Abendmahl zusammen zu kommen.
Schenke uns kreative Ideen, 
dieses Osterfest zu verbringen und
lass hilf uns, dass wir uns auf vergangene,
gemeinsame Zeiten besinnen
und so zusammen Ostern zu feiern.
Amen.

Morgen gibt es den nächsten #betblog, der dich am Karfreitag nicht alleine lässt.

Als ich neulich abends auf der Couch saß und Musik hörte, stieß ich irgendwann auf folgendes Lied des Künstlers Fabian Römer:

Und irgendwie fühlte es sich merkwürdig passend und gleichzeitig wie ein weit entfernter Traum an. Der Künstler singt hier davon, gerade einfach mal eine Pause zu machen, sich nicht um Pflichten, Struktur oder seine Zukunft zu kümmern, sondern vor sich hinzuleben und nur das zu tun, worauf er gerade Lust hat.

Hätte ich dieses Lied vor etwas mehr als einem Jahr gehört, hätte ich dieses Gefühl zu 100% nachvollziehen können. Man denkt ja schließlich, gerade auch in jungen Jahren, viel über die nächsten Schritte nach, plant seine Zukunft und hängt Aufgaben hinterher, um eben keine Lücke im Lebenslauf zu haben.

Und trotzdem ist sie irgendwie da, seit über einem Jahr. Diese blöde Lücke, in der zwar alles irgendwie weitergeht, aber auch nicht so richtig.
Der volle, durchgetaktete Tag ist irgendwie freier, aber zugleich doch irgendwie stressig. Ich verbringe mehr Zeit zuhause, aber nicht mehr so gerne wie früher. Und plötzlich klingen die Zeilen des Liedes nicht mehr so nach idyllischer Auszeit, sondern nach bitterer Realität:

Und wenn mein Vater fragt: „was machst du so den ganzen Tag?“
denk’ ich verdächtig lang über ‘ne Antwort nach.
Was soll ich denn bitte sagen?
Den Wecker stell’ ich nur um die Sonne nicht zu verschlafen.

Und trotzdem geht’s mir an sich gut. Mein Stresspegel ist gesunken. Ich habe mir, aufgrund mangelnder Alternativen, endlich mal Zeit genommen, die Dinge zu tun, die lange liegen geblieben sind. Ich hatte zwischendurch den Kopf frei genug, um kreativ zu arbeiten, Ideen zu verwirklichen und zu schreiben.
Und so bekommen die Zeilen von oben doch noch eine positive Wendung:

Ich lieg’ auf Wiesen und zelebriere das gar nichts tun,
leerer Kalender – vollgeschriebenes Tagebuch.

Und auch, wenn ich mir im Gegensatz zu Fabian Römer wünsche, dass diese Lücke in meinem Leben bald wieder endet, erkenne ich doch, dass eine gewisse Ruhe und ein Abweichen vom Tagesgeschehen ganz schön gut tun kann. Es gibt schließlich einen Grund, wieso Gott nach getaner Arbeit einen ganzen Tag geruht hat, um sich seine Erfolge anzusehen. (1. Mose 2)

Guter Gott,
manchmal entstehen Lücken in meinem Leben,
die ich füllen möchte.
Hilf mir, mich dabei zwischendurch auch darauf zu besinnen,
Pausen zu machen und bewusst Lücken zu lassen,
damit auch ich zur Ruhe komme.
Amen.