Viele meiner Überzeugungen habe ich schon lange.
Blau ist schon ewig meine Lieblingsfarbe, genauso habe ich eine Lieblingsautomarke und weiß in etwa, was ich bei der Bundestagswahl wähle.
Ich wusste auch immer, was ich nicht will. Zum Beispiel den Satz sagen „so lange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…“ oder „das ist jetzt so, weil ich es sage.“ oder „Indianer kennen keinen Schmerz.“
Einiges ist sicherlich durch meine Eltern geprägt.
Aber manchmal muss man auch neue Überzeugungen entwickeln, weil die Überzeugungen der Eltern (mich) nicht tragen, weil meine Eltern etwas gar nicht erlebt haben (Digitalität) oder es gar niemand erlebt hat (z.B. die Corona-Pandemie).
Jetzt könnte man ja denken, dass es mit der Pandemie doch endlich dem Ende zugeht, die Lockerungen mehr und mehr werden, wir der „Normalität“ wieder entgegen gehen und somit alle Probleme doch verschwinden.
Pustekuchen!
Ständig gibt es Diskussionen:
Wieso bist du noch nicht geimpft?
Wieso lässt du dich denn nicht mit dem Impfstoff impfen?
Wieso ziehst du noch eine Maske auf?
Wieso gehst du noch nicht Shoppen in der Innenstadt?
Wieso gehst du nicht mit ins Restaurant?
Und plötzlich kommen meine Diskussionspartner*innen aus dem Familien- oder Freundeskreis und es entzünden sich heftige Gespräche, wo man sich doch sonst in vielem einig war.
Manchmal mag ich nicht mehr und möchte einfach nur sagen, lasst mich doch mit dem Kram in Ruhe. Manchmal zweifle ich an der Meinung, die ich mir gerade mühsam erarbeitet habe und dann will ich Zeiten zurück haben, in denen ich mich auskannte.
Oder vielleicht brauche ich auch hier ein Pfingsten. Ein Toben und Tosen, dass die Dinge aufwirbelt, neu zusammensetzt und Feuerzungen, die ein tolerantes Einander-Verstehen und Verstehenwollen mit sich bringen. (Apostelgeschichte 2, 1-13).
Vielleicht braucht es aber auch etwas mehr Vertrauen meinerseits in das Wirken des Heiligen Geistes.
Herr,
auch wenn die Zeiten gerade eigentlich leichter werden,
so ist einiges doch noch nicht wieder in der Reihe.
Schenke uns den Blick für den anderen,
lass uns tolerant miteinander umgehen.
Lass uns Vertrauen auch mal im Vorraus verschenken
und lass uns selbst auch vertrauensvolles Verstehen erfahren.
Amen.
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